Sketch: UNHEILBAR GESUND

von Heinz Klever

1.   Arzt

2.   Patient

 

1.   Der Nächste bitte!

 

2.   Das bin ich.

 

1.   Nein. Das bin ich!

 

2.   Aber Sie sind doch der Doktor.

 

1.   Na und! Heutzutage ist sich jeder selbst der Nächste. – Was führt Sie in meine Praxis?

 

2.   Ich selbst wäre nicht auf die Idee gekommen. Kollegen, Freunde rieten mir zu einem Arztbesuch. So könnte es nicht weitergehen.

 

1.   Etwas präziser, wenn ich bitten darf!

 

2.   Mein ganzer Bekanntenkreis: Burnout, Depressionen, Rückenschmerzen, Wahnvorstellungen, Hämorrhoiden. Irgendwann sagte ich mir, geh also auch zum Arzt. Dann geht es dir besser.

 

1.   Wie fühlen Sie sich momentan?

 

2.   Grade habe ich wieder einen Anfall.

 

1.   Einen Anfall?

 

2.   Mein Körper spielt verrückt. Ständig gaukelt er mir so einen Zustand vor, - von Beschwerdefreiheit.

 

1.   Aha! – Wie lange leiden Sie bereits darunter?

 

2.   Ich kam damit auf die Welt. Habe es wohl von meinen Eltern geerbt. Mein Vater wurde 98, die Mutter 105. Beider Todesursache ungeklärt.

 

1.   Gibt es noch andere Symptome?

 

2.   Morgens, direkt nach dem Aufwachen, wenn die Augen öffne. – Dann denke ich, nein! Nicht schon wieder! Wieso ich?

 

1.   So ein Schwindel?

 

2.   Schwindel?

 

1.   Atemnot vielleicht! Ringen nach Luft?

 

2.   Ich kann es nicht beschreiben. – So ein…

 

1.   …Panikzustand?

 

2.   Nein! - So ein diffuses Gefühl von - Wohlbefinden.

 

1.   Aha! - Und während dieses Wohlbefindens, ist Ihnen da übel? – Haben Sie Nasenbluten, ein Pfeifen in den Ohren, während Sie sich wohl befinden?

 

2.   Leider nicht. Dann wäre mir wohler, Herr Doktor. - Also, als mir sowieso schon ist. - Nein. Da ist diese Stimme.

 

1.   Psychosomatisch. Aha! – Was spricht diese Stimme zu Ihnen?

 

2.   Immer denselben Satz. Wortwörtlich! Früher konnte ich damit umgehen.

Ich habe gedacht. Gut! Diese Stimme. Lebe mit ihr. – Aber seitdem ich mir meines Leidens bewusst bin, macht es mich fertig.

 

1.  Wie lautet dieser Satz?

 

2.   Ich bringe ihn kaum über die Lippen.

 

1.   Zwingen Sie sich. Wie soll ich Ihnen sonst helfen!

 

2.   zwingt sich.   „Sieh! Was für ein schöner Tag!“

 

1.   entsetzt   Nein!

 

2.   Ich weiß nicht mehr weiter, Herr Doktor! Dieses ewige „Sieh! Was für ein schöner Tag!“ – Selbst wenn es regnet. Oder RB Leipzig gegen Hoffenheim verliert. „Sieh! Was für ein schöner Tag!“

 

1.   Hm…?

 

2.   Herr Doktor! Kann es sein, - bitte seien Sie ehrlich zu mir! Kann es sein, dass ich ernsthaft gesund bin.

 

1.   Unwahrscheinlich.

 

2.   Aber alle Symptome deuten darauf hin.

 

1.   Für Sie. Als medizinischer Laie. Wir Ärzte finden immer eine Krankheit. –

Ich kann mich an einen einzigen Patienten erinnern. Lange her. Das war so ein Fall. Ähnlich dem Ihren. Keinerlei Beschwerden, bildete er sich ein. So eine ständige Antriebsstärke, verbunden mit plötzlichen Anfällen von sinnlosem Optimismus. Ich wollte ihn schon zwangseinweisen. - Leider kam es nicht mehr dazu.

 

2.   Ist er…?

 

1.   Ja, ganz plötzlich. Mit nicht einmal vierzig Jahren.

 

2.   Und wie ist er…?

 

1.   Er wurde überfahren. Als er aus meiner Praxis kam. Von einem Krankenwagen. – Aber so weit muss es mit Ihnen nicht kommen. Ich verschreibe Ihnen erst mal was.

 

2.   Was?

 

1.   Egal. Ihre Lieblingsfarbe?

 

2.   Lieblingsfarbe?

 

1.   Grüne Tabletten oder pinkfarbene? Ich habe auch welche, die können sie mit Alkohol einnehmen.

 

2.   Ich trinke nicht.

 

1.   Fangen Sie damit an. Eine Leberzirrhose ist was herrlich Konkretes. – Ich glaube, ich habe noch eine Arzneimittelprobe da.   stellt eine Flasche Cognac auf den Tisch   Die Pharmavertreter überschütten mich damit. Ist gut gegen alles. Gelegentlich greife ich selbst darauf zurück.   trinkt einen großen Schluck aus der Flasche   Zur Vorbeugung. Man weiß ja nie. Probieren Sie ruhig. Ich gebe Ihnen den Rest mit. – Zigarette?   bietet eine an, schaut auf die Armbanduhr.   Die Sprechstunde ist übrigens beendet. Ich habe einen Termin mit meinem Psychotherapeuten.

 

2.   Verstehe!

 

1.   Mein Vermögensberater kommt auch. Wir spielen zusammen.

 

2.   Karten?

 

1.   Nein! Russisches Roulette! Ich hab noch nie verloren.

 

2.   Ja. - Man sieht’s.

 

1.   Aber einmal erwischt es jeden. Macht nichts. Bin sterbenskrank.

 

2.   Was haben Sie?

 

1.   Alles!

 

2.   Alles?

 

 1.   Und mehr als das. Von allem zuviel. Man geht daran zugrunde. Ich weiß gar nicht, ob ich es noch zu der Verabredung schaffe. Vielleicht schieße ich mir auf dem Weg eine Kugel in den Kopf. In meinen und in den von jemand anderem. Wichtig ist nur, die Reihenfolge zu beachten. Soll ich mit ihrem anfangen?

 

2.   Ich versuche es, glaube ich, erstmal mit Tabletten. - Den grünen!

 

1.   Spielverderber! Aber, wie Sie meinen. – Ich muss los. Sie finden alleine heraus. - Leben Sie wohl! Und gute Besserung!   Ab

 

Man hört ein Lachen, dann einen Schuss.

 

BLACK + ENDE

 

 

 

SCHNEEWITTCHEN UND DER KLEMPNER

 von Heinz Klever

 

1.   Regisseur

2.   Schauspieler

3.   Schauspielerin

4.   Klempner

 

1.   verzweifelt   Schneewittchen, anmutig! Attraktiv!   formt mit den Händen ihre Kurven   Einen Prinzen, der aussieht wie Brad Pitt, - als der noch aussah wie Brad Pitt! – Vor allem aber, - Zwerge! - Sieben Zwerge! – Sieben!

 

2.   schaut durch den Vorhang   Guten Tag!

 

1.   Herzlich Willkommen zum Vorsprechen für unser Weihnachtsmärchen   „Schneewittchen“! - Welche Rolle sprechen Sie vor?

 

2.   Rumpelstilzchen!

 

1.   Rumpelstilzchen? Wir spielen Schneewittchen. Einen Zwerg könnte ich Ihnen anbieten.

 

2.   Ich bin schon sehr auf Rumpelstilzchen disponiert.

 

1.   Junger Mann! Sie müssen Flexibilität aufbringen.

 

2.   Welchen Zwerg?

 

1.   Suchen Sie sich einen aus! Der Lustige! Immer einen Spaß auf den Lippen.

 

2.   Ich bin nicht so der Komiker.

 

1.   Dann den, der immer einschläft. Tritt auf und schnarcht. – Bombenrolle!

 

2.   Klingt cool! – Ist aber komplett ein anderes Fach.

 

1.   Wie kommen Sie auf Rumpelstilzchen?

 

2.   Hamlet oder Romeo macht jeder. Da bleibt nur Rumpelstilzchen.

 

1.   Legen Sie los! Ich sehe dann, wie ich Sie besetzen kann.

 

2.   „Heute back ich. Morgen brau ich. Übermorgen hol ich der Königin ihr Kind. Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß.“

 

1.   verdreht die Augen   Genial! Ich biete Ihnen den 1. Zwerg an. Den Oberzwerg. Und den Königssohn dazu, der Schneewittchen küsst.

 

2.   Aha!

 

1.   leise beiseite, deutet auf 2   Florian Silbereisen, als der noch aussah wie Helene Fischer.

 

2.   Wie soll das gehen? – Beide!

 

1.   Wenn der Prinz auftritt, ist der Oberzwerg im Haus.

 

2.   Was macht er da?

 

1.   Facebook checken. – Counter-Strike spielen. – Was man so macht als Oberzwerg. – Sind wir uns einig?

 

2.   Ich muss nachdenken!

 

1.   Denken Sie nach! Und schicken Sie mir derweil den nächsten Zwerg, äh Schauspieler rein.   2 ab.   Man muss die Zwerge nehmen, wie sie fallen.  

 

herein kommt eine Schauspielerin, schwarze Haare, rote Lippen, großes Dekolleté. Das Idealbild von Schneewittchen.

 

3.   Ihr Klo ist verstopft! 

 

1.   Ich weiß. - Schneewittchen steht vor mir!   zeichnet mit den Händen ihre Kurven nach.

 

3.   Busen, Arsch und Beine. Schon ist die Rolle meine! - Oder was!

 

1.   Bitte?

 

3.   Sie sind ja der Harvey Weinstein der Märchenbühne?

 

1.   Nichts liegt mir ferner. Aber Schneewittchen hat ja nun mal…  

 

formt mit den Händen das Dekolleté.

 

3.   Wo steht das? Bei Grimm nicht! Nur in ihren schmutzigen Gedanken! Besetzen Sie mal gegen den Typ. Lassen Sie mich einen Zwerg spielen.

 

1.   Mit der Oberweite? – Verzeihung!

 

3.   Eine Zwergin natürlich! Verzwergte Männer gibt es genug. - Wir leben in den Zeiten von Genderswing! Der Laden hier, - eine Regenbogengesellschaft? –

Wer hat von meinem Tellerchen gegessen? In meinem Bettchen geschlafen! - Und wer von euch Schwuchteln hat wieder heimlich meinen BH angezogen?

 

1.   Wir machen kein politisches Kabarett. Wir spielen Weihnachtsmärchen. - Andererseits! Ich suche händeringend Zwerge.

 

3.   Weg vom Klischee! – Es geht um den Zwerg in uns allen. „Zwerge, hört die Signale!“

 

1.   Ich muss nachdenken. – Warten Sie draußen. Und schicken Sie mir den Nächsten rein.   Sie ab.   Was mach ich nur? Sieben Zwerge!   der Klempner kommt.   Was sprechen Sie vor? Schneewittchen? Oder Schneewittrich vielleicht? - Schneewittchen als Transengranny in der Alters-WG? – Egal!

 

4.   Man hat mich angerufen. - Das Klo ist verstopft?

 

1.   Verstopft. Genau! - Schneewittchen ist gar keine Königstochter, sondern der schwule Sohn vom Klempner. – Herrgott! Was rede ich da?

 

4.   Wo ist es?

 

1.   Was?

 

4.   Das Klo!

 

1.   Das Klo! Das Klo! Zwerge brauche ich. Zwerge! Verstehen Sie!

 

4.   Wie viele brauchen Sie?

 

1.  Sieben!

 

4.   Sieben Zwerge? - Ebay! Da gibt’s alles.

 

1.   Hätten Sie Lust, einen Zwerg zu spielen?

 

4.   Nein!

 

1.   Schade! - Welche Rolle würden Sie gern spielen?

 

4.   Keine! Ich bin Klempner. – denkt nach   Hier auf der Bühne meinen Sie?

 

1.   In Schneewittchen.

 

4.   In Schneewittchen? – Den Wolf natürlich!

 

1.   Es gibt keinen Wolf in Schneewittchen.

 

4.   Heißt es nicht Schneewittchen und der Wolf?

 

1.   Es heißt Rotkäppchen und der Wolf.

 

4.   Brauchen Sie keinen Klempner im Stück?

 

1.   Sieben Klempner müssten es sein! - Schneewittchen und die Klempner. - Haben Sie nicht Kollegen? Klein. Sehr klein. Zwergklempner sozusagen!

 

4.   Wo ist das Klo?   holt eine Rohrzange raus.

 

1.   Wunderbar das Requisit!  - denkt nach   Den Wolf, sagten Sie!

 

 4.   Den oder keinen!

 

Die anderen beiden kommen wieder herein.

 

 2.   Wir haben es uns überlegt.

 

1.   Was?

 

3.   Sie haben gewonnen. Er spielt den Zwerg, ich das Schneewittchen.

 

 2.   Aber meinen Text möchte ich sagen.

 

 1.   Kriegen wir hin!

 

 3.   Und Schneewittchen komplett genderneutral.

 

 1.   Mit der Oberweite kein Problem! – Also! Sie und ich, - die Zwerge!

 

 2.   Nur Zwei?

 

 1.   Fünf sind auf ABM-Maßnahme beim Jobcenter, damit sie aus Hartz IV herausfinden.

 

 3.   Echt geil! Politisch!

 

 1.   zu 2   Wir Zwerge, - verzweifelt. Schneewittchen hat das Klo verstopft. Sie: Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich den Klempner für das Klo.

 

 2.   Super!

 

1. Da tritt der Wolf auf, - als Klempner verkleidet, - er repariert die Toilette und frisst danach Schneewittchen. Genderneutral! - Die Zwerge sind happy. Das blöde Weib ist weg. Ständig schmeißt es Berge von Binden und Papier ins Klo. Den Wolf legen sie an die Kette. Hat man erst mal einen Handwerker im Haus, lässt man den nicht wieder raus. Am Ende sitzen die Zwerge zufrieden auf dem Topf und Zeitung lesen. - Und wenn sie nicht gestorben sind, dann sitzen sie da noch heute. – So machen wir das!   klatscht in die Hände.

 

 2.   Der Wahnsinn!

 

 3.   Hochpolitisch!

 

 4.   Wo ist das Klo?

 

 2.   Da hinten!

 

 3.   Ist aber verstopft.

 

 4.   Das erste vernünftige Wort.  

 

2,3 und 4 ab

 

1.   für sich   Ich würde gerne eine Oper inszenieren. Den Tannhäuser! Nicht im Theater. Das wäre zu einfach.  – Gefesselt auf den Rücken eines blinden Maultieres, das sich weigert weiterzugehen. Trabte es weiter, stürzte es mit dem nächsten Schritt in einen Vulkankrater, aus dem eine glühende Lavafontäne herausspritzt. Das wäre mal was! Nicht diese ständige Routine. – Ach ja! - Und das Ensemble bestünde nur aus dem Maultier, mir und einer leeren Flasche Cognac, die ich noch auszutrinken hätte. – Alles für die Kunst!

 

 ENDE

 

 

OBSERVATION

 

von Heinz Klever

 

 

 

1.   Chef

 

2.   Schraube

 

3.   Femina 4.o   ( mit Burka)

 

 

 

Schraube, grauer Mantel, Schlapphut, mit Feldstecher, observiert. Herein kommt der Chef. Gleiche Kleidung.

 

 

 

1.   Schraube, was machen Sie da?

 

 

 

2.   Observieren, Chef!

 

 

 

1.   Ausgezeichnet, Schraube! – Dann observieren Sie uns mal einen Cognac! – War ein Scherz. - Wen haben Sie grade im Blick?

 

 

 

2.   Extremisten! - Wohin man schaut nur Extremisten

 

 

 

1.   Donnerwetter! – Kann ich Sie unterstützen, - als Ihr Vorgesetzter?

 

 

 

2.   Nein Chef! Keine Ahnung hab ich selber.

 

 

 

1.   Wie Sie meinen, Schraube. Ich kann mit meiner Inkompetenz auch woanders Schaden anrichten. – Sie wissen, worauf Sie achten müssen?

 

 

 

2.   Auf die Straßenverkehrsordnung!

 

 

 

1.   Die Straßenverkehrsordnung? - Schraube! Muss ich mir Sorgen um Sie machen?

 

 

 

2.   Rechts vor links, Chef!

 

 

 

1.   Witzig, Schraube! Dämlich aber mit Humor. Sie passen zum BND. - Also, wenn ich Sie nicht weiter behindern kann, gehe ich zum Minister. Vielleicht hab ich da mehr Glück.

 

 

 

2.   Ich müsste mich krankmelden, Chef.

 

 

 

1.   Kommt nicht in Frage, Schraube! Sie sind mein bester Mann. – Was ist mit Ihnen?!

 

 

 

2.   Bin auf dem rechten Auge blind.

 

 

 

1.   Um Gottes Willen, Schraube! Wie lange schon?

 

 

 

2.   Schon immer. Erbkrankheit. Hab’s vom Vater mitbekommen.

 

 

 

1.   Was Sie nicht sagen, Schraube! – Was war Ihr Vater denn?

 

 

 

2.   Justizminister, Chef!

 

 

 

1.   Donnerwetter! - Trotzdem hat man Sie eingestellt?

 

 

 

2.   Deswegen, Chef! Grade deswegen.

 

 

 

1.   Aha! Aha! – Na, wenn es bisher keinen gestört hat!

 

 

 

2.   Aber ein Auge reicht nicht mehr. Der Extremismus nimmt Überhand.

 

Von rechts von links. Vor allen Dingen aus der Mitte.

 

 

 

1.   Der Mitte?

 

 

 

2.   Der Bürger, der sich unverstanden fühlt. Die Mittelschicht, glatt überrollt und vom gesunden Menschenverstand verraten und im Stich gelassen.

 

 

 

1.   Die Mitte gilt es auch zu observieren?

 

 

 

2.   Grade die, Chef! – Einen Moment nicht aufgepasst, schon ist sie weg.

 

 

 

1.   Wohin?

 

 

 

2.   Keine Ahnung. Nach rechts vermutlich. Aber da sehe ich ja nichts.

 

 

 

1.   Übertreiben Sie nicht, Schraube! Auf die Mittelschicht war stets Verlass. – Bei der drücken Sie gefälligst mal ein Auge zu.

 

 

 

2.   Chef, wenn man nur ein Auge hat, soll man das dann auch noch zudrücken?

 

 

 

1.   Papperlapapp! - Achten Sie mir jedenfalls auf die Islamisten!

 

 

 

2.   Mach ich, Chef. – Mit links!

 

 

 

1.   Womit auch immer, Schraube. Hat man kein Skalpell zur Hand, tut’s notfalls auch die Kettensäge.

 

 

 

2.   Aus den Islamisten wird man gar nicht schlau. Ein Kommen und ein Gehen. Nach Syrien, - aus Syrien zurück. – Da müsste man glatt mal rein zu denen. Ausbaldowern, was da vor sich geht.

 

 

 

1.   Sie sagen es, Schraube! – Wir haben da neuerdings was in petto! Eine Allzweckwaffe sozusagen.

 

 

 

2.   Und was, Chef?

 

 

 

1.   Sie meinten ja, Sie brauchen keine Unterstützung.

 

 

 

2.   Chef!

 

 

 

1.   Ich dränge mich nicht auf!

 

 

 

2.   Bitte Chef!

 

 

 

1.   Sagen Sie „Bitte bitte, lieber Chef!“

 

 

 

2.   Bitte bitte, lieber Chef!

 

 

 

1.   Na, also gut! Wenn Sie’s so demütig erflehen.   holt eine Fernbedienung aus der Tasche, drückt einen Knopf. Herein kommt mit BURKA, robotergleich: …  

 

Femini 4.o!

 

 

 

2.   Aha! Und, Femini 4.o ist…

 

 

 

1.   Ein Roboter, ein V-Roboter, ein V-Frau Roboter, kurz ein Froboter. Den schicken sie rein in die Moschee. Schon erhalten Sie sämtliche Informationen. Einfach die Befehle eingeben, die sie ausführen soll. Passen Sie auf. Zuerst was einfaches.   spricht in die Fernbedienung   „Du heißt jetzt Aische! – Wiederhole!“   drückt einen Knopf

 

 

 

3.   xbrringwtttpffftata!

 

 

 

2.   Das war etwas undeutlich!

 

 

 

1.   Haben wir gleich!   dreht an der Fernbedienung   So!   spricht in die Fernbedienung   Aische, du gehst rein in die Moschee und hörst ab, was diese Islamisten sagen! – Bestätige!   Drückt einen Knopf  

 

 

 

3.   Wrrmpfkklllawtschikbumdallatscheng!

 

 

 

2.   Verstanden habe ich Scheng Sching Bong Bing - oder so ähnlich.

 

 

1.   Ich muss die Antenne ausrichten!   Greift unter die Burka, in Höhe des Busens. Femini 4.o haut ihm auf die Finger.   Sehen Sie, die Sensitivmotorik funktioniert ausgezeichnet.   spricht in die Fernbedienung    „Alle Informationen über Selbstmordattentäter, Syrien und den Islamischen Staat, sofort an die Zentrale melden!“ – Bestätige“    drückt Knopf

 

 

3.   Wrrglamstiwrr! - Diesen Scheißislamisten wrrnggg ballern wir eine Ladung Schroth in ihren Arsch und mmmgtttrx stecken ihnen Mohrrüben in den Bart und Radieschen in die Ohren. Islam, raus aus Deutschland. Muslime ab zurück nach nnnpfftks Mesopotamien!...tamien…tamien…

 

 

2.   Ja, das wäre jetzt eine ganz neue Taktik, Chef!

 

 

1.   Unsinn! Das ist der Text für die nächste Pegida - Demo. Femina 4.o ist ungemein vielseitig einsetzbar. Natürlich hätten wir ihr was anderes angezogen.  spricht in die Fernbedienung.  Alles über den Islamischen Staat sofort an die Zentrale.  drückt Knopf

 

 

3.   Völker hört die Signale, auf zum letzten…Gef…wwwragnnnsss!

 

 

1.   Wir wollten sie auch auf den Parteitag der Linken einschleusen. – Einen noch!   drückt noch einmal

 

 

3.   Deutschland, Deutschland, über alles…wrungtssssttt!

 

 

1.   stellt Femina 4.o ab. die wackelt noch ein paar Mal hin und her.   Gut. Ist noch nicht ganz ausgereift, das Gerät. Aber von der Idee her nicht schlecht. Oder? - Schraube, machen Sie mal einen Witz! Alter Scherzkeks!

 

 

2.   Scheiße bleibt Scheiße! Auch wenn man Schlagsahne drauftut.

 

 

1.   Der war gut! Mensch, Schraube! Man macht doch im Leben hauptsächlich Dinge von denen man keine Ahnung hat. – Jedenfalls ich. Das muss man erst Mal draufhaben. - Ja, also, auf geht’s zum Minister! Was wollte ich da eigentlich? Keine Ahnung! – Aber darauf kommt es ja nicht an. – Machen Sie weiter so, Schraube. Sie sind mein bester Mann. – Das Ding lasse ich nachher abholen. – Und tschüss!   ab

 

 

3.   kommt zu Schraube, macht den Gesichtsschleier ab.   Hast Du eine…   krrrrtsnwwwzzz…Zigarette?

 

 

2.   Ich rauche nicht!

 

 

3.   Schnaps?

 

 

2.   reicht ihr den Flachmann. Sie trinkt.   Und jetzt?

 

 

3.   Ich lass mich umschulen….tsamlinglongzwiwitsch!

 

 

2.  Aha! - Als was?

 

 

3.   Selbst fahrendes Auto vielleicht. Oder Internetkühlschrank… …kkkniwitschquitschklingklong. - So was hat Zukunft.

 

 

2.   Und was wird aus mir!

 

 

3.   Nix! Du bist zu nichts weiter gut, als eine Verbindung zu schaffen zwischen Analog und Digital. Kein Affe mehr aber immer noch kein Mensch. Das ist dein Status. – Machs gut!…Tschüsssssssttttquenggggttttsssplong!

 

 

Sie geht. Er nimmt wieder den Feldstecher und observiert.

 

ENDE

 

HERR MÜLLER UND DER FLEISCHWOLF

 

ein Märchen von Heinz Klever

 

 

 

1  Fritz

 

2. Liese

 

3. Opi

 

 

 

1.   Opilein, erzählst du uns ein Märchen?

 

 

 

2.   Ja! Opi! Ein Märchen! Ein Märchen!

 

 

 

3.   zum Publikum   Meine Enkel! Liese und Fritz. Sie schlafen nicht ein, ohne dass ihnen ihr Opa eine Gute-Nacht-Geschichte vorliest. – Also Kinder!   setzt sich in den Ohrensessel, das dicke Märchenbuch auf den Knien.   Zähne geputzt?

 

 

 

2.   beide im Schlafanzug, Fritz mit seinem Teddy.   Ja, Opilein!

 

 

 

1.   zeigt auf seinen Teddy   Einstein hört auch zu.

 

 

 

3.   Das ist schön!

 

 

 

1.   Einstein hat die Realitätstheorie erfunden!

 

 

 

3.   Die Relativitätstheorie, mein Fritzilein. - Braver Einstein! –   zum Publikum   Gar nicht so einfach, ein Märchen für die beiden zu finden.

 

 

 

1.  Opi, wusstest Du, dass Ferdinand Magellan 1519 in Sevilla aufbrach, um eine Route zu den Gewürzinseln zu entdecken und dabei versehentlich die Welt umrundete?

 

 

 

3.   Nein Fritz, das wusste ich nicht. –   zum Publikum   Fritz ist hochbegabt, hat Asperger, ADS und gelegentliche Depressionen. – Er ist mein Sonnenschein.

 

 

 

2.   Immer Fritz zuerst! - Wann geht es endlich los mit dem Märchen?

 

 

 

3.   Gleich, Liese!

 

 

 

2.   Opi, hast du mich lieber oder Fritz? – Opi!!!

 

 

 

3.   Ich hab euch beide gleich lieb, Lieschen!

 

 

 

2.   Hab dich auch ganz doll lieb, Opi!   leise zu Fritz   Einstein schlitz ich den Bauch auf! Ganz langsam.

 

 

 

1.   ängstlich   Opi!

 

 

 

3.   Schön artig, ihr beiden! –   zum Publikum   Liese, mein Täubchen, leidet an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Und abgesehen davon…

 

 

 

1.   Opi, die Gewürzinseln umfassen ein Gebiet von 74.505 Quadratkilometern.

 

 

 

3.   Was du nicht sagst, mein Junge!

 

 

 

2.   zu Fritz   Und dir ritz ich ein Hakenkreuz in die Stirn! - Ritze ratze, ritze ratze…!

 

 

 

1.   ängstlich   Opi!

 

 

 

3.   Liesilein, sei brav!

 

 

 

2.   Bin ganz brav, Opilein! – Kussi!   wirft ihm einen Kussmund zu.

 

 

 

3.   zum Publikum   …abgesehen davon an einer schweren, bereits austherapierten Psychopathie. Sie empfindet nicht die geringste Empathie für ihre Mitmenschen. Mich eingeschlossen. – Aber ein Engelchen, die Kleine.

 

 

 

2.   zu Fritz   Keiner mag dich. Weil du hässlich bist und stinkst.

 

 

 

1.   Opi!

 

 

 

3.   schlägt das Märchenbuch auf.   Heute lese ich euch die Geschichte von Herrn Müller und dem Fleischwolf vor.

 

 

 

1.   Fleischwolf! Küchengerät zum Zerkleinern, Mahlen und Vermengen von Fleischstücken jedweder Konsistenz und Größe.

 

 

 

2.   Echt? – Krieg ich einen zu Weihnachten, Opi?

 

 

 

3.   Mal sehen! -   liest   Es war einmal ein Mann, der hieß Herr Müller. Der lebte mit seiner dummen Frau und seinen dicken Kindern in einem Plattenbau in Gera.

 

 

 

1.   Gera, kreisfreie Stadt in Ostthüringen. 73 Km bis Leipzig, 88 nach Erfurt.

 

 

 

3.   liest   Herr Müller war Mechaniker. Er konnte alles reparieren. Die Werkstatt, in der er arbeitete, gehörte aber nicht ihm, sondern dem geizigen Herrn Brummer. Der behielt fast das ganze Geld, das die Kunden für die Reparaturen bezahlten, für sich und gab Herrn Müller jeweils nur einen Euro ab.

 

2.   Das ist mehr als genug. Ich hätte ihm gar nichts gegeben.

 

 

 

3.   Es ist ein Märchen, Liese.

 

 

 

2.   zu Fritz   Wenn du tot wärest, würde Opi nur mir Märchen erzählen.

 

 

 

1.   Und wenn du auch tot wärest, würde er Pornofilme im Internet gucken.

 

 

 

3.   liest   Eines Tages kam Herr Müller mit einem umgebauten Fleischwolf zu Herrn Brummer. Über dem Einfüllloch ließ sich ein Trichter befestigen, groß wie ein Regenschirm. Herr Müller schätzte den Verkaufspreis auf 120 Euro. Einen Hammer wollte er gratis dazu geben. „Gut gemacht“, sagte Herr Brummer und gab Herrn Müller einen Euro. Ob er nicht etwas mehr bekommen könnte, wollte Herr Müller wissen. Die dicken Kinder hätten immer mehr Hunger, je dicker sie würden. Seine dumme Frau wollte nicht kochen, weil sie den ganzen Tag RTL2 guckt, so dass er ständig bei McDonald’s einkaufen müsse. Herr Brummer lehnte ab und fragte noch, wozu der Hammer und der riesige Trichter wären. Daraufhin schlug Herr Müller Herrn Brummer den Hammer übern Schädel, woraufhin der unverzüglich in den Trichter fiel und Herr Müller sogleich an einer kleinen Kurbel drehte. Kaum zwei Umdrehungen später, begann Herr Brummer als rosiger Fleischbrei aus der Lochscheibe herauszuquellen. Nur Kleidung, Schuhe und der Schlips, alles ordentlich verschnitten und gequetscht, mussten mit Schraubenzieher und Zahnstocher aus der Fleischmasse entfernt werden.

 

 

 

2.   Ich will auch so einen Fleischwolf!

 

 

 

1.   Beim Fleischwolf ist darauf achten ist, dass die Schneiden in Drehrichtung laufen. Nach der Benutzung empfiehlt sich eine Reinigung mit Pflanzenöl.

 

 

 

3.   Wollt ihr nicht wissen, wie es weitergeht.

 

 

 

BEIDE    durcheinander   Doch, Opi!

 

 

 

3.   liest   Viele Stunden kurbelte Herr Müller, denn sein Chef – also sein ehemaliger Chef - war ein großer dicker Mann, aus dem man viele Frikadellen formen konnte. Die verkaufte Herr Müller nun zusätzlich zu den Reparaturen. Wahlweise mit Ketchup oder Senf. Um den Frikadellennachschub musste er sich keine Sorgen machen. Ein Mann war einmal da, vom Finanzamt, der nach Herrn Brummer fragte und den Fleischwolf pfänden wollte. Hat er dann aber doch nicht. Und gesehen hat man ihn auch nie wieder. - Mit den Reparaturen und dem Frikadellenimbiss verdiente Herr Müller so viel Geld, dass er seinen dicken Kindern eine eigene MacDonalds Filiale kaufen konnte und seiner dummen Frau fünfhundert Flachbildschirme. - Er selbst jedoch verschwand eines schönen Tages auf unerklärliche Weise. Ohne Nachricht und ohne jegliches Gepäck. Nur den Fleischwolf hatte er mitgenommen. – Und wenn er nicht gestorben ist, dann quetscht und schneidet er bis heute.   er klappt das Märchenbuch zu.

 

 

 

beide Kinder sind eingeschlafen. Liese mit Daumen im Mund, Fritz hält Einstein im Arm.

 

 

 

3.   zum Publikum   Sind sie nicht goldig? So unschuldig. Kommt, meine Kleinen. Noch ein paar Schritte und ihr liegt in eurem Bettchen und träumt.   nimmt die beiden und hilft ihnen auf dem Weg ins Bettchen.

 

 

 

2.   im Halbschlaf   Das viele Blut, wie es da rausquillt aus dem Fleischwolf. Quetschschrumpfpflatsch! –   lacht  

 

 

 

1.  im Halbschlaf   Vielleicht ist Herr Müller ja Politiker geworden. Und hat sich verkleidet. Mit blonder Wischmopperücke. Oder einer Hundekrawatte.

 

 

 

3.   Gute Nacht, ihr Süßen!

 

 

 

BEIDE   ad lib.   Gute Nacht, Opi. Wir haben dich lieb. Einstein auch.   beide ab

 

 

 

3.   zum Publikum   Und ich schenke mir jetzt einen guten Roten ein, rauche eine Zigarre und gucke noch gemütlich im Internet einen richtig geilen Hardcore Porno. – Gute Nacht! – Und schlafen Sie wohl!   knipst das Licht aus.

 

 

 

BLACK und ENDE

 

 

 

 

WEIHNACHTSPERSON   -  nicht nur zur Weihnachtszeit zu spielen!

 

von Heinz Klever

 

 

 

1. Mann – 2. Mann – 3. Frau   (alle drei im Weihnachtsmannkostüm)

 

 

 

1.   Morgen!

 

 

 

2.   Morgen!

 

 

 

1.   Schneider-Essleben!

 

 

 

2.   Bitte?

 

 

 

1.   Schneider-Essleben! Mein Name!

 

 

 

2.   Keine Namen! Haben Sie’s nicht mitgekriegt, beim Briefing des Jobcenters? Wir lassen alles hinter uns. Sind nichts als nur noch Weihnachtsmänner.

 

 

 

1.   Ich war mein ganzes Leben Schneider-Essleben. Das kann ich nicht hinter mir lassen! - Weihnachtsmann! Kein Mensch glaubt an den Weihnachtsmann.

 

 

 

2.   Sie müssen an sich glauben! Wie wollen Sie erfolgreich sein, wenn Sie an sich zweifeln?

 

 

 

1.   Nicht mal Kinder glauben an den Weihnachtsmann. - Das ist ein Job. Showbusiness. Ein Schauspieler, der eine Rolle spielt.

 

 

 

2.   Aber man muss sie verinnerlichen. Richard der Dritte, Weihnachtsmann. – Immer mit ganzer Seele!

 

 

 

1.   Ein Schauspieler, der glaubt, er wäre der Weihnachtsmann oder Richard der Dritte, ist ein Trottel. „Ein Pferd! Ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd!“ – Es gibt kaum noch Pferde. Warum ruft er nicht nach einem Taxi?

 

 

 

2.   Mit der Einstellung werden Sie es nicht weit bringen.

 

 

 

1.   Ich war Fliesenleger. Kreuz kaputt, Knie verschlissen. Ausgefliest! Kleine Abfindung. Frührente. Bin froh über jeden Zuverdienst. – Der ganze Aufwand hier für einen Tag Arbeit. Am Heiligen Abend!

 

 

 

2.   Der Termin ist ungünstig. Stimmt! Im Herbst, das wäre angenehmer. Aber in meiner Branche bin ich es gewohnt, am Feiertag zu arbeiten.

 

 

 

1.   Was sind Sie von Beruf?

 

2.   Schauspieler?

 

 

 

1.   Hab’s mir gedacht! - Spielen Sie im Fernsehen?

 

 

 

2.   Gelegentlich!

 

 

 

1.   In was für Filmen?

 

 

 

2.   Krimis!

 

 

 

1.   Mörder oder Kommissar?

 

 

 

2.   Weder noch. Im Tatort! - Sie wissen schon, der mit Thiel und Börne….

 

 

 

1.   Ja?

 

 

 

2.   Da stand ich am Daddelautomaten und hab ’nen Euro reingeschmissen. Und Börne hat mich angerempelt. Versehentlich!

 

 

 

1.   Und? Haben Sie ihm eine verpasst?

 

 

 

2.   Ging ganz schön zur Sache. Der Börne hat gesagt: Entschuldigung!

 

 

 

1.   Und Sie?

 

 

 

2.   Gar nichts! Ich hab noch einen Euro reingeschmissen. - Aber geguckt hab ich. –   (guckt)   So!  

 

 

 

1.   Wahnsinn!

 

 

 

2.   Der Regisseur meinte, er hat noch niemanden so gucken gesehen.

 

 

 

1.   Schau ich mir an, wenn’s wiederholt wird.

 

 

 

2.   Die Szene haben Sie rausgeschnitten.

 

 

 

1.   Schade!

 

 

 

3.  (tritt auf, bringt einen Sack mit)   Im Namen der Bundesagentur für Arbeit begrüße ich sie zu Ihrer beruflichen Fortbildungsmaßnahme. Die nächsten 26 Wochen werden wir Sie intensiv auf Ihre neue Tätigkeit vorbereiten. Und um was geht es! – Alle zusammen!

 

 

 

1.+.2.   (brüllen wie gedrillt)   Wir werden Weihnachtsmänner!

 

3.   Nein!

 

 

 

1.+2.   Nein?

 

 

 

3.   Der Weihnachtsmann ist obsolet, meine Herren. – Natürlich, es gibt ihn noch, - den Weihnachtsmann!

 

 

 

2.   (zu 1)   Sehen Sie!

 

 

 

3.   Ruhe! – Vor allem aber gibt es - SIE! -  Die Weihnachtsfrau! – Gendergerecht also von Weihnachtsfrauen und Weihnachtsmännern zu sprechen. Allerdings hat die Bundesagentur für Arbeit sich dazu durchgerungen, nur eine Berufsbezeichnung zuzulassen. Die der Weihnachtsperson. – Fragen?

 

 

 

1.+2.   (brüllen wie gedrillt)   Die werden nicht gestellt! Das hält nur auf!

 

 

 

3.   Sehr gut! - ( meint 1, gibt ihm den Sack)   Sie betreten am Heiligen Abend das Wohnzimmer der Familie und beglücken das anwesende Kind. - (meint 2)   Sie spielen das Kind. Ich die Mutter. - Bitte!

 

 

 

1.   Guten Abend!

 

 

 

2.   (spielt intensiv das Kind)   Mami! Mami, sieh nur! Der Weihnachtsmann!

 

 

 

3.   (unterbricht, meint 1)   Haben Sie sich das Merkblatt zum Berufseinstieg zur Weihnachtsperson durchgelesen? Es heißt nicht Guten Abend!

 

 

 

1.   Entschuldigung!

 

 

 

3.   (zu 2)   Was habe ich erklärt zum Thema: Gendergerechtigkeit?

 

 

 

2.   Ich war so in der Rolle. Könnte ich noch einen Versuch…?

 

 

 

3.   Also, reinkommen! Und das anwesende Kind beglücken! – Bitte!

 

 

 

1.   HoHoHo!

 

 

 

2.   Mami! Mami, sieh nur! Eine Weihnachtsperson!

 

 

 

3.   Ja, mein Kind. Eine Weihnachtsperson. - Und sie hat Dir ein Geschenk mitgebracht!!!    ( zu 1)   Das ist ihr Text!

 

 

 

1.   Verzeihung!  (zum Kind)   Mein Kind, ich habe Dir ein Geschenk mitgebracht.  

 

2.   Das Jahresabo für den Seniorenminigolfclub?

 

 

 

1.+3.   Bitte?

 

 

 

2.   (leise)   Ist mir so rausgerutscht! Verzeihung!

 

 

 

3.   (zu 1, der nicht weiß, was er tun soll.)   Das Geschenk!

 

 

 

1.   Oh!   (greift in den Sack, holt ein Telefonbuch heraus)   Da ist es!

 

 

 

2.   Was ist es, liebe Weihnachtsperson? Was ist es? Was ist es?

 

 

 

1.   (guckt auf das Buch)   Das Telefonbuch von Kaiserslautern.

 

 

 

2.   (künstlich erregt)   Oh Mami! Mami! Sieh nur! Das Telefonbuch von Kaiserslautern! Das habe ich mir so lange schon gewünscht.

 

 

 

3.   (zu 2)   Nicht echauffieren, bitte!

 

 

 

2.   Die Rolle schafft mich.

 

 

 

3.   (zu 1)   Das soll natürlich ein Geschenk sein und nicht das Telefonbuch von Kaiserslautern. – Spielen Sie, es ist das das lang ersehnte Weihnachtsgeschenk!

 

 

 

1.   Wie soll ich denn wissen, was sich das gottverdammte Gör gewünscht hat?

 

 

 

2.   Ein Abo für den Seniorenminigolfclub!

 

 

 

3.   Meine Herren! Sie müssen auch mal improvisieren.

 

 

 

1.   Improvisieren! Ich war Fliesenleger! – Er ist Schauspieler. Soll er doch diese Weihnachtsperson spielen!

 

 

 

3.   Rollenwechsel!   (nimmt 1 den Sack ab, steckt das Telefonbuch wieder rein und übergibt an 2)   Und bitte!

 

 

 

2.   (schauspielert)   HoHoHo!

 

 

 

1.   (Fliesenleger eben)   Eine Weihnachtsperson!

 

 

 

2.   Ja, mein Kind! Ich habe Dir ein Geschenk mitgebracht.   (greift in den Sack) 

 

Und weißt du was für eins?

 

 

 

1.   Ja! Das Telefonbuch von Kaiserslautern!

 

3.   (schreit)   Es ist nicht das Telefonbuch von Kaiserslautern!

 

 

 

1.   Doch!

 

 

 

3.   Nein!

 

 

 

1.   Doch!

 

 

 

2.   (die Rolle geht mit ihm durch/Hollywoodmusik)   Aber nein! Es die goldene Fliese für Ihr Lebenswerk. Ich darf Sie Ihnen überreichen.  (gibt ihm das Buch)

 

 

 

1.   (zu Tränen gerührt)   Danke! – Sicher höchst genial! Sie und dieser Börne. – Wie haben Sie noch mal geguckt?

 

 

 

2.   (guckt)   So! 

 

 

 

1.   Phantastisch!

 

 

 

3.   Sie beide sind völlig ungeeignet. – Raus!

 

 

 

2.   Was soll nun aus uns werden, liebe Weihnachtsperson?

 

 

 

1.   Wir könnten jemanden anrufen und fragen! – In Kaiserslautern!

 

 

 

3.   Komplettversager! Ihr Absturz ist nicht zu vermeiden. Gehen Sie endlich!

 

 

 

1.+.2.   Wohin denn?

 

 

 

3.   Wohin? - Zum Kabarett! – Und nehmen Sie mich gefälligst mit!

 

 

 

ENDE

 

SPD

von Heinz Klever

A   Der nächste bitte.

B   Das bin ich.

A   Nein, das bin ich!

B   Aber Sie sind doch der Doktor.

A   Na und! Heutzutage ist sich jeder selber der nächste.  - Internistenscherz!

Was kann ich für Sie tun?

B   Ich habe den Bezug verloren.

A   Das soll vorkommen. Was haben Sie denn bezogen? - Eine Tracht

Prügel? Arbeitslosengeld II?

B   Wie bitte?

A   Internistenscherz! - Aber, mal im Ernst. Um was für einen Bezug handelt es

sich?

B   Um den Bezug zur Realität. Ich schlafe so schlecht, Herr Doktor. Morgens

wache ich wie gerädert auf und sage mir, das kann doch alles gar nicht

wahr sein.

A   Ich finde, das ist ein gutes Zeichen.

B   Was? Dass alles gar nicht wahr sein kann?

A  Nein. Das Sie morgens aufwachen. Sollte sich das ändern, können Sie leicht

selbst diagnostizieren, dass Sie gestorben sind. – Also, wo fehlt es uns denn?

B.   Vor allem an Arbeit, Herr Doktor. Bei uns in Langenwerra liegt die Arbeitslosenquote bei über 125 Prozent.

A.   Worunter Sie leiden, will ich wissen.

B.   Dass der Junge weg ist. Über Nacht. Auf und davon. Bei uns in Langenwerra, da haben die jungen Leute eben keine Zukunft mehr. Gott sei Dank, hat er endlich geschrieben, und ich weiß, wo er steckt.

A.   Wo denn?

B.   In Schwierigkeiten. Na, das ist ja gleich hier um die Ecke, hab ich noch gedacht. Da sehen wir uns ja bald wieder.

A.   So kommen wir nicht weiter. Sagen Sie mal A.

B.   A!

A.   Sehr gut. Sagen Sie mal B.

B.   B! – Und jetzt C?

A.   Nein! - Mayonnaiseomelett!

B.   Mayonnaiseomelett.

A.   Plappern Sie eigentlich jeden Blödsinn nach? Sie sind ja der perfekt verarschte Staatsbürger. - Sagen Sie mal Sozialdemokratie!

B.   Schoschaldemmmkrt....Schossaldmotie…

A.   Stellen Sie sich nicht so schwerfällig an. – Sozialdemokratie!

B.   Schoozal…Schoosaldemo…Ich kann doch nicht sagen, was es gar nicht

gibt.

A.    Mayonnaiseomelett gibt es auch nicht. – Also, meine Diagnose!

B.   Bitte schonend, Herr Doktor!

A.   Ihre Krankheit hat drei Buchstaben.

B.   HIV? - A.L.S.?

A.   Schlimmer! Worunter Sie leiden, ist die S...

B beginnt sich zu winden.

A.   ...P... 

B.    Krämpfe werden stärker   Hören Sie auf!

A   ...D! -  Ich nenne Ihnen jetzt einige Begriffe, und Sie antworten spontan mit irgendeinem Wort, das Ihnen grade in den Sinn kommt.

B.   Schnell, Herr Doktor. Ich halte es nicht mehr aus.

A.   Agenda 2010!

B.   Brionizigarre!

A.   Schulz!

B.   Gurkensalat!

A.   Gurkensalat?

B.   Ja! - Und Bartfuseln. Gurkensalat mit Bartfuseln. – Oh, diese Schmerzen! Schneller, Herr Doktor!

A.   Was fällt Ihnen zu Steinmeier ein?

B.   Nichts!

A.   Gar nichts?

B.   Gar nichts! – Doch! – Krankenkassenbrillengestell!

A.   Und zu Siegmar Gabriel?

B.   schreit vor Schmerzen   Hat kein Bauch mehr. Ist auch sonst leer.

Vielversprecher, Ziellautsprecher, Weichenversteller, Reichenerheller,

Sonnenblumenzertreter, Kauderwelschdolmetscher,...

A.   Sie sind ja ein ganz schwerer Fall. Es tut mir leid. Ich kann nichts mehr für

Sie tun.

B.   Oh nein!

A.   Einen Rat vielleicht, wie Ihre Schmerzen etwas erträglicher werden.

B.   Und welchen?

A.   Beginnen Sie zu trinken.

B.   Hab ich längst.

A    Schauen Sie regelmäßig Maischberger oder Anne Will. Das stumpft ab.

B.   Dieser Rat ist unmenschlich.

A.   Dann gibt es nur noch eine letzte Möglichkeit. Aber, sie werden durch die

Hölle gehen müssen.

B.   Das ist mir gleich.

A.   Werden Sie SPD-Mitglied.

B.   Bin ich schon!

A.   Treten Sie wieder aus!

B.   Dann sterbe ich!

A.   Das stimmt. Aber wenigstens wären Sie dann Ihre Schlafstörungen los.

B.   schreit    Willy!!!!!!!!

 

ENDE

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ALTENHEIM

 von Heinz Klever

 1.   Pfleger Hajo

 2.   Frau Scharnagel

 3.   Herr Scharnagel  

 

Auf der Bühne sitzt das Ehepaar Scharnagel. Herr Scharnagel wirkt abwesend.

 Es tritt auf: Pfleger Hajo.

 

1.   So, nun kommen wir zur Beschäftigungstherapie. Wen haben wir denn da? Ah, das Ehepaar Scharnagel.

2.   Hajo!

1.   Ja, Frau Scharnagel?

2.   Mein Mann ist tot.

1.   Nicht schon wieder! Wie er da sitzt. So voller Lebensfreude.

2.   Aber, er ist tot!

1.   Haben Sie die Hausordnung nicht mehr im Kopf, Frau Scharnagel. Gestorben wird bei uns nur vormittags von 8-9, weil danach fürs Mittagessen gedeckt wird.

2.   Wie Du meinst, Hajo!

1.   So, jetzt spielen wir "Fang den Ball". Ich schmeiße Ihnen den Ball zu. Sie fangen ihn und werfen ihn Ihrem Mann zu. Und der wirft ihn zu mir. Ist doch lustig. – Oder?

2.   schweren Herzens   Sehr!

1.   Also!   wirft den Ball zu Frau Scharnagel. Die fängt ihn.   Super! Und jetzt zu Ihrem Mann.

2.   Aber Hajo…!

1.   Frau Scharnagel, bitte!  

Sie wirft den Ball zu ihrem Mann. Der rührt sich nicht. Der Ball fliegt auf den Boden.

1.   etwas ärgerlich   Den hätten Sie aber fangen können, Herr Scharnagel.

2.   Aber wenn er doch tot ist.  

1.   Der ist nicht tot! Ein Spielverderber ist er. Will sich nicht einordnen in die Gemeinschaft. – Egal! Genug vom Sport.   steckt den Ball ein   Jetzt gibt's Abendbrot!   Holt 2 Schlabberlätzchen aus der Tasche

2.   Um vier Uhr nachmittags!

1.   Ja Und? - Dafür gibt’s Mittagessen schon um halber-zehn.   Bindet ihr ein Lätzchen um.

2.   Also wirklich...!

1.   bindet Herrn Scharnagel ein Lätzchen um   Ihr Gatte ist aber heute schweigsam.

2.   Weil er tot ist.

1.   Nun hören Sie endlich auf damit, Frau Scharnagel. Sonst muss ich Ihre Tablettendosis erhöhen.

2.   Seit vorgestern ist er tot!

1.   Das hätte ich ja wohl gemerkt!

 2.   Mir ist es auch erst gestern aufgefallen. Er ist doch immer so für sich und macht kein Aufsehen.

1.   Da haben Sie recht. Ist stets ein ruhiger Vertreter, Ihr Gatte. – Pflegeleicht! – Nicht wahr, Herr Scharnagel!   Schlägt ihm auf die Schulter. Scharnagel sackt zusammen. Ein Arm baumelt neben dem Stuhl. – Hajo ab.

2.   Stimmt! Eigentlich ist er wie immer.   Zu ihrem Mann   Möchtest du Fernsehen, Rüdiger – oder lieber aus dem Fenster gucken.   keine Antwort   Gut! Du möchtest deine Ruhe.

1.   kommt mit einem Tablett rein. Darauf stehen 2 Teller mit je einem Knäckebrot.   So. Nun gibt's Happi Happi! – Soll ich den Fernseher anmachen?

2.   Nein! Mein Mann möchte seine Ruhe.

1.   Ich denke, er ist tot.

2.   Eben!

1.   Ihr Mann isst ja gar nicht.

2.   Nein! – Sie schmiert Margarine auf ihr Knäckebrot

1.   ungeduldig   So! – Fertig?

2.   Ich hab noch gar nicht angefangen.

1.   Bisschen mehr Tempo, wenn ich bitten darf. Ich bin allein auf Station.

2.   Dann müsst ihr mehr Personal einstellen.

1.   Für das Gehalt arbeitet heute niemand mehr.

2.   Das ist doch angenehme Arbeit, alte Leute versorgen.

1.   Das sagen Sie. Und das ewige Gemecker?

3.   Was denn für ein Gemecker?   sie will grade ins Bot beißen. Hajo nimmt ihr das Tablett weg   Hey, ich bin noch nicht fertig.

1.   Das da! - Da lob ich mir Ihren Mann. Der meckert nie. Und er strahlt so eine Zufriedenheit aus.

2.   Weil er tot ist.

1.   Jetzt hören Sie aber auf! Ist Mann ist nicht tot. Nun sagen Sie doch auch mal was, Herr Scharnagel!   stößt ihn  an. Der sackt zusammen.   Der ist ja tot!

2.   Sag ich doch. - Mach mal den Fernseher an! Mir ist langweilig.

1.   Wie können Sie an Fernsehen denken? Ihr Mann ist tot!

2.   Wenn ich nicht gucke, wird er wieder lebendig?

1.   Von mir aus.    Er drückt auf die Fernbedienung. Man hört den Ton irgendeiner belanglosen Verkaufssendung.   - Ich hole den Tee.   ab

2.   Zu ihrem Mann   Ich muss bestimmt auf ein anderes Zimmer. – Mit mehreren zusammen wahrscheinlich. – Alles wegen dir!

1.   kommt mit einem Tablett und 2 Teetassen.   So, wir trinken unseren Tee.   Packt eine Tasse wieder weg.   Eine Tasse reicht ja jetzt.   Frau Scharnagel trinkt einen Schluck. Er nimmt ihr die Tasse wieder weg.   Und ab ins Bettchen. Sie wechseln bitte noch das Zimmer, Frau Scharnagel. Ab heute wohnen Sie mit Frau Schickel und Frau Ohrenstein zusammen.

2.   Die Schickel ist ein solches Aas.

1.   Keine Widerrede. Sie können zusammen "Mensch ärgere dich nicht" spielen. Da haben Sie Ablenkung. Jetzt wo Ihr Mann tot ist.

2.   streichelt ihm über den Kopf   Und er? Was passiert jetzt mit ihm?

1.   Ich sage gleich in der Verwaltung Bescheid. Dann kommt der Arzt, stellt den Totenschein aus. Danach der Leichenbestatter und übermorgen ist die Einäscherung.

2.   Aha!

1.   Gute Nacht, Frau Scharnagel! Schlafen Sie wohl.

Frau Scharnagel ab. Hajo schafft das Geschirr von der Bühne. Unterdessen wird Herr Scharnagel wach. Hajo kommt wieder rein, kriegt einen Riesenschreck.

1.   Herr Scharnagel! Was soll jetzt das? Sie sind doch tot.

3.   Ich hab geschlafen. Ganz tief geschlafen.

1.   Also, so geht das nicht! Sie bringen alles durcheinander.

3.   Was? Wieso? Wann gibt's denn Abendbrot? Ich habe Hunger. Und wo ist meine Frau?

1.   überlegt einen Moment   Herr Scharnagel, beim besten Willen! Der Arzt, der Leichenbestatter, das Zimmer... Die Verwaltung hat bereits die Akte... - Übermorgen werden Sie verbrannt. Das kann alles nicht mehr rückgängig gemacht werden. Sie verstehen...!   nimmt eine Spritze aus der Tasche und sticht in seinen Arm. Herr Scharnagel sackt zusammen.   Langsam macht hier jeder was er will. 

ENDE

 

 

UNSER  RENTNER

1

2

 

 

 

1.   Herrschaften, so geht’s nicht weiter. Die Lage ist ernst aber hoffnungslos. Lachen Sie nicht. Ihre Lebenszeit ist knapp und jeder Lacher bringt Sie der Grube einen Schritt näher. Haben Sie eigentlich vorgesorgt? - Haben Sie oder haben Sie nicht? - Natürlich haben Sie nicht! - Unglaublich! - Die Zeit ist längst nicht mehr auf eurer Seite, Leute! - Heute ist morgen schon gestern. - Heute sind Sie flüssig und morgen überflüssig. – Hören Sie mal zu! - Wenn Sie mal alt sind…! -  Richtig alt! - 5o oder so! - Oder noch älter. – Sechzig, siebzig…! - Wie stellen Sie sich das vor? - Herr Oberstudienrat a.D. Frau Dr. med. im Ruhestand. Den Sommer auf Sylt? Und im Winter auf die Kanaren? - Oder wenn Sie zu denen gehören, die es zu gar nichts gebracht haben im Leben. – Wenn Sie nichts weiter waren als… Altenpflegerin, Erzieher, Kellner, Schornsteinfeger. - Oder irgendwas anderes nicht renditeträchtiges. - Wer kommt für sie auf? - Wer zahlt Ihren Lebensabend? - Heute schon ernähren zwei Arbeitnehmer einen Rentner. – Viele junge Familien sagen sich: Kind können wir uns nicht leisten. Wir haben einen Rentner! So geht das nicht weiter. Die Jungen sterben aus, und die Alten vermehren sich sinnlos. – Irgendwann mussten wir dem einen Riegel vorschieben, wir von der BFA.

 

Seitdem schauen wir uns die Leute genauer an, ob die weiterhin durchgefüttert werden. - Ja, was! Lebensleistung! Jahrzehntelang gearbeitet und eingezahlt! Schön und gut! Trotzdem muss irgendwann Schluss sein. - Deswegen führen wir neuerdings Beratungsgespräche durch. Oft ist die Kundschaft einsichtig. Mal stellt sie sich stur. Man braucht Fingerspitzengefühl, um sich auf die Klientel einzustellen. Passen Sie auf. Ich gebe Ihnen ein Beispiel.   greift zum Telefon   Frau Schneidewiesel, ist der Kunde endlich eingetroffen? – Ist da! Na, dann rein mit ihm. Was heißt, er will nicht. Was heißt, er hätte Karten für die Oper? – Also, Oper kann er sich abschminken. – Er soll gefälligst reinkommen. Sonst werde ich ungemütlich! – Oper!

 

Denken Sie jetzt nicht, ich bin hartherzig. Aber mein Mann und ich, wir haben’s auch nicht leicht. Wir drehen jeden Cent zweimal rum. Wenn wir überhaupt einen haben. - Und so’n Rentner, was macht der? Der geht davon in die Oper.

 

 

 

2.   kommt rein   Also, so geht das nicht. Ich habe Karten für den Barbier von Sevilla.

 

 

 

1.   Der muss heut ohne Sie rasieren. -   zum Publikum   Komplizierter Fall. - Sie sind das also!

 

 

 

2.   Ja. Ich bin das also! - Was heißt, ich bin das also?

 

 

 

1.   Und?

 

 

 

2.   Was und?

 

1.   zum Publikum   Merke schon! Bei dem hilft nur die harte Tour. - Was bieten Sie?

 

 

 

2.   Versteh die Frage nicht.

 

 

 

1.   Als Gegenleistung.

 

 

 

2.   Gegenleistung?

 

 

 

1.   Was bieten Sie als Gegenleistung für Ihren Lebensunterhalt? – Wie heißen Sie?

 

 

 

2.  Müllerhoff.

 

 

 

1.   Also, Herr Müllerhoff. Wir, die Gesellschaft, also die BFA, zahlt Ihnen Miete, Strom, Lebensmittel.

 

 

 

2.   Ich habe jahrzehntelang gearbeitet und immer eingezahlt in die Rentenkasse.

 

 

 

1.   zum Publikum   Hab ich’s nicht gesagt! Immer die gleichen Sprüche! - Trinken Sie?

 

 

 

2.   Gelegentlich ein Bier.

 

 

 

1.  Und finanziert Ihren Alkoholismus. Und was bekommen wir zurück? – Nichts!

 

 

 

2.   Ich verstehe nicht.

 

 

 

1.   Sie könnten sich wenigstens sozial nützlich machen. Kindern über die Straße helfen, den Bordstein kehren. - Das wäre das Mindeste. Wie alt sind Sie?

 

 

 

2.   78.

 

 

 

2.   78? - Dann sind Sie sowieso längst überfällig!

 

 

 

2.   Überfällig?

 

 

 

1.   Ihr Haltbarkeitsdatum ist abgelaufen.

 

 

 

2.   Wie bitte?

 

 

 

1.   Ihre Lebenserwartung liegt bei 77 Jahren, Herr Müllerhoff. Und Sie leben einfach weiter.

 

2.   Das ist doch nur statistisch.

 

 

 

1.   Statistik hin, Statistik her. - Eigentlich haben Sie tot zu sein.

 

 

 

2.   Das ist doch…!

 

 

 

1.   Wenn das jeder machen würde.

 

 

 

2.   Was?

 

 

 

1.   Na, einfach weiterleben, ohne Respekt vor der Statistik.

 

 

 

2.   So hab ich das noch nicht betrachtet.

 

 

 

1.   Sehen Sie! - Und wie lange gedenken Sie noch fortzufahren?

 

 

 

2.   Womit?

 

 

 

1.   Mit Ihrer Existenz, Herr Müllerhoff. – Wie lange gedenken Sie noch weiter zu existieren?

 

 

 

2.   Ein paar Jahre schon noch.

 

 

 

1.   Wozu? Ganz ohne Sinn und Ziel sind Sie tagein, tagaus doch einfach nur so da!

 

 

 

2.   Das stimmt. Aber mir gefällt’s.

 

 

 

1.   Jetzt werden Sie mal nicht unverschämt! Sie liegen doch den Jungen, auf der Tasche.

 

 

 

2.   Also Moment! - Der Nobbi Blüm, der hat mal groß herausposaunt, „Die Rente, die ist sicher!“

 

 

 

1.   Nobbi Blüm! Noch so ein Abgelaufener! - Wissen Sie, was Standard & Poor’s, sagt oder Moody’s.

 

 

 

2.   Wer?

 

 

 

1.   Standard & Poor’s…und Moody’s…

 

 

 

2.   Kenn ich nicht.

 

 

 

1.   Die sagen, der sogenannte Generationenvertrag, also, die umlagefinanzierte Rente ist Deutschlands Sargnagel. – Schauen Sie sich im Spiegel an, Herr Müllerhoff! Was sehen Sie? Einen Sargnagel!

 

 

 

2.   Jetzt machen Sie mal einen Punkt.

 

 

 

1.   Ein Ausrufezeichen, Herr Müllerhoff! Sie sind Schuld an der Verarmung Ihrer Kindeskinder, meiner Kinder!

 

 

 

2.   Das tut mir leid. – Aber,…

 

 

 

1.   Wenn die abends vor dem leeren Kühlschrank sitzen, frierend, einsam, ohne Nachwuchs. Den können die sich nicht leisten. - Weil Sie ja in die Oper müssen.

 

 

 

2.   Hören Sie auf!

 

 

 

1.   Wenn die also da sitzen, - ohne Hoffnung, dann tragen Sie die Verantwortung dafür.

 

 

 

2.   Oh Gott!

 

 

 

1.   Irgendeinem Friseur in Sevilla zuguckend, tragen Sie die alleinige Verantwortung.

 

 

 

2.  Mea Culpa, mea Culpa, Mea maxima Culpa.

 

 

 

1.   Da hilft Ihnen auch Ihr Katholizismus nichts.

 

 

 

2.   Was kann ich nur tun?

 

 

 

1.   Gehen Sie, Herr Müllerhoff!

 

 

 

2.   Wohin?

 

 

 

1.   Auf den Friedhof. Legen Sie sich hin. Ruhen Sie aus. Sorgen Sie sich nicht mehr. Entsorgen Sie sich! - Die BFA kümmert sich auch um das Besuchsprogramm. - An Weihnachten, Ostern, Halloween!

 

 

 

2.   Wirklich!

 

 

 

1.   Aber ja. Das machen wir. Versprochen! Wir pflanzen Blumen, singen Lieder.   singt    Ich hatt’ einen Kameraden. Einen bessern find’st du nicht…

 

2.   Also gut! Sie haben mich überzeugt.   - Es gibt nur einen Haken.

 

 

 

1.   Welchen?

 

 

 

2.   Ich würde ja gerne sterben. Aber woran?

 

 

 

1.   Altersschwäche!

 

 

 

2.   Ich mache jeden Morgen 90 Liegestütze.

 

 

 

1.   Prostatakrebs.

 

 

 

2.   Hatte ich mit 75. Wurde bestrahlt. Ist ausgeheilt.

 

 

 

1.   Bestrahlt? -  Mit 75!

 

 

 

2.   Ja! – Toll nicht?

 

 

 

1.   Herr Müllerhoff, das wäre Ihre Chance gewesen. - 75 Jahre! - Das heißt, Sie hatten 1o Jahre lang ein sorgenfreies Rentnerdasein. Wir wären quitt gewesen, die BFA und Sie. Wir quitt und Sie im Reinen mit sich und denen, die nach Ihnen kommen.

 

 

 

2.   Ich seh’s ja ein.

 

 

 

1.   Schreiten Sie zur Tat! – Jetzt! Sofort!

 

 

 

2.   Und wie?

 

 

 

1.   Sprung vom Fernsehturm. 35o Meter in die Tiefe.

 

 

 

2.   Ich bin nicht schwindelfrei.

 

 

 

1.   Ertränken im Schlachtensee.

 

 

 

2.   Ich war Kampfschwimmer bei der NVA. –   (Idee)   Nein! Ich weiß wie.

 

 

 

1.   Wie!?

 

 

 

2.   Ich halte so lange die Luft an, bis ich tot bin.

 

 

 

1.   Herr Müllerhoff!   Stößt ihn an   Herr Müllerhoff! – Na also! Geht doch.

 

 

 

2.   Ich hab was vergessen.

 

 

 

1.   Was denn?

 

 

 

2.   Ich muss telefonieren.

 

 

 

1.   Wenn wollen Sie jetzt noch anrufen?

 

 

 

2.   Meinen Vater. Ich muss ihm sagen, dass morgen nichts wird, aus unserem gemeinsamen Marathonlauf. – Und bitte, würden Sie sich um ihn kümmern, wenn ich tot bin. Er ist 1o4 aber kerngesund! - Bin gleich wieder da. Dann sterbe ich. Bestimmt! Wenn nichts dazwischenkommt.  ab

 

 

 

1.   Na also, geht doch! – Mittagspause!   ab

 

 

 

ENDE

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ALTENHEIM

 von Heinz Klever

 1.   Pfleger Hajo

 2.   Frau Scharnagel

 3.   Herr Scharnagel  

 

Auf der Bühne sitzt das Ehepaar Scharnagel. Herr Scharnagel wirkt abwesend.

 Es tritt auf: Pfleger Hajo.

 

1.   So, nun kommen wir zur Beschäftigungstherapie. Wen haben wir denn da? Ah, das Ehepaar Scharnagel.

2.   Hajo!

1.   Ja, Frau Scharnagel?

2.   Mein Mann ist tot.

1.   Nicht schon wieder! Wie er da sitzt. So voller Lebensfreude.

2.   Aber, er ist tot!

1.   Haben Sie die Hausordnung nicht mehr im Kopf, Frau Scharnagel. Gestorben wird bei uns nur vormittags von 8-9, weil danach fürs Mittagessen gedeckt wird.

2.   Wie Du meinst, Hajo!

1.   So, jetzt spielen wir "Fang den Ball". Ich schmeiße Ihnen den Ball zu. Sie fangen ihn und werfen ihn Ihrem Mann zu. Und der wirft ihn zu mir. Ist doch lustig. – Oder?

2.   schweren Herzens   Sehr!

1.   Also!   wirft den Ball zu Frau Scharnagel. Die fängt ihn.   Super! Und jetzt zu Ihrem Mann.

2.   Aber Hajo…!

1.   Frau Scharnagel, bitte!  

Sie wirft den Ball zu ihrem Mann. Der rührt sich nicht. Der Ball fliegt auf den Boden.

1.   etwas ärgerlich   Den hätten Sie aber fangen können, Herr Scharnagel.

2.   Aber wenn er doch tot ist.  

1.   Der ist nicht tot! Ein Spielverderber ist er. Will sich nicht einordnen in die Gemeinschaft. – Egal! Genug vom Sport.   steckt den Ball ein   Jetzt gibt's Abendbrot!   Holt 2 Schlabberlätzchen aus der Tasche

2.   Um vier Uhr nachmittags!

1.   Ja Und? - Dafür gibt’s Mittagessen schon um halber-zehn.   Bindet ihr ein Lätzchen um.

2.   Also wirklich...!

1.   bindet Herrn Scharnagel ein Lätzchen um   Ihr Gatte ist aber heute schweigsam.

2.   Weil er tot ist.

1.   Nun hören Sie endlich auf damit, Frau Scharnagel. Sonst muss ich Ihre Tablettendosis erhöhen.

2.   Seit vorgestern ist er tot!

1.   Das hätte ich ja wohl gemerkt!

 2.   Mir ist es auch erst gestern aufgefallen. Er ist doch immer so für sich und macht kein Aufsehen.

1.   Da haben Sie recht. Ist stets ein ruhiger Vertreter, Ihr Gatte. – Pflegeleicht! – Nicht wahr, Herr Scharnagel!   Schlägt ihm auf die Schulter. Scharnagel sackt zusammen. Ein Arm baumelt neben dem Stuhl. – Hajo ab.

2.   Stimmt! Eigentlich ist er wie immer.   Zu ihrem Mann   Möchtest du Fernsehen, Rüdiger – oder lieber aus dem Fenster gucken.   keine Antwort   Gut! Du möchtest deine Ruhe.

1.   kommt mit einem Tablett rein. Darauf stehen 2 Teller mit je einem Knäckebrot.   So. Nun gibt's Happi Happi! – Soll ich den Fernseher anmachen?

2.   Nein! Mein Mann möchte seine Ruhe.

1.   Ich denke, er ist tot.

2.   Eben!

1.   Ihr Mann isst ja gar nicht.

2.   Nein! – Sie schmiert Margarine auf ihr Knäckebrot

1.   ungeduldig   So! – Fertig?

2.   Ich hab noch gar nicht angefangen.

1.   Bisschen mehr Tempo, wenn ich bitten darf. Ich bin allein auf Station.

2.   Dann müsst ihr mehr Personal einstellen.

1.   Für das Gehalt arbeitet heute niemand mehr.

2.   Das ist doch angenehme Arbeit, alte Leute versorgen.

1.   Das sagen Sie. Und das ewige Gemecker?

3.   Was denn für ein Gemecker?   sie will grade ins Bot beißen. Hajo nimmt ihr das Tablett weg   Hey, ich bin noch nicht fertig.

1.   Das da! - Da lob ich mir Ihren Mann. Der meckert nie. Und er strahlt so eine Zufriedenheit aus.

2.   Weil er tot ist.

1.   Jetzt hören Sie aber auf! Ist Mann ist nicht tot. Nun sagen Sie doch auch mal was, Herr Scharnagel!   stößt ihn  an. Der sackt zusammen.   Der ist ja tot!

2.   Sag ich doch. - Mach mal den Fernseher an! Mir ist langweilig.

1.   Wie können Sie an Fernsehen denken? Ihr Mann ist tot!

2.   Wenn ich nicht gucke, wird er wieder lebendig?

1.   Von mir aus.    Er drückt auf die Fernbedienung. Man hört den Ton irgendeiner belanglosen Verkaufssendung.   - Ich hole den Tee.   ab

2.   Zu ihrem Mann   Ich muss bestimmt auf ein anderes Zimmer. – Mit mehreren zusammen wahrscheinlich. – Alles wegen dir!

1.   kommt mit einem Tablett und 2 Teetassen.   So, wir trinken unseren Tee.   Packt eine Tasse wieder weg.   Eine Tasse reicht ja jetzt.   Frau Scharnagel trinkt einen Schluck. Er nimmt ihr die Tasse wieder weg.   Und ab ins Bettchen. Sie wechseln bitte noch das Zimmer, Frau Scharnagel. Ab heute wohnen Sie mit Frau Schickel und Frau Ohrenstein zusammen.

2.   Die Schickel ist ein solches Aas.

1.   Keine Widerrede. Sie können zusammen "Mensch ärgere dich nicht" spielen. Da haben Sie Ablenkung. Jetzt wo Ihr Mann tot ist.

2.   streichelt ihm über den Kopf   Und er? Was passiert jetzt mit ihm?

1.   Ich sage gleich in der Verwaltung Bescheid. Dann kommt der Arzt, stellt den Totenschein aus. Danach der Leichenbestatter und übermorgen ist die Einäscherung.

2.   Aha!

1.   Gute Nacht, Frau Scharnagel! Schlafen Sie wohl.

Frau Scharnagel ab. Hajo schafft das Geschirr von der Bühne. Unterdessen wird Herr Scharnagel wach. Hajo kommt wieder rein, kriegt einen Riesenschreck.

1.   Herr Scharnagel! Was soll jetzt das? Sie sind doch tot.

3.   Ich hab geschlafen. Ganz tief geschlafen.

1.   Also, so geht das nicht! Sie bringen alles durcheinander.

3.   Was? Wieso? Wann gibt's denn Abendbrot? Ich habe Hunger. Und wo ist meine Frau?

1.   überlegt einen Moment   Herr Scharnagel, beim besten Willen! Der Arzt, der Leichenbestatter, das Zimmer... Die Verwaltung hat bereits die Akte... - Übermorgen werden Sie verbrannt. Das kann alles nicht mehr rückgängig gemacht werden. Sie verstehen...!   nimmt eine Spritze aus der Tasche und sticht in seinen Arm. Herr Scharnagel sackt zusammen.   Langsam macht hier jeder was er will. 

ENDE



Sketche